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graffiti_ursachen_motivation [2023/04/04 11:46] – [4. Motivation aus Sicht der Akteure (unkommentierte Originalaussagen)] amica | graffiti_ursachen_motivation [2024/10/25 17:57] (aktuell) – graffitaro |
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===== 1. Graffiti als anarchische Kommunikationsform ===== | ===== 1. Graffiti als anarchische Kommunikationsform ===== |
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Es besteht in der Forschung weitgehend Konsens darüber, dass Graffiti im klassischen Sinne eine anarchische Kommunikationsfunktion innehaben, die sich in grafischen Botschaften manifestiert, welche ohne Autorisierung auf fremdes Eigentum (häufig öffentlich zugängliche Wände im urbanen Raum) aufgetragen werden. Die Motivation für dieses uralte Phänomen, das sich bis in die Anfänge der kulturellen menschlichen Entwicklung zurückverfolgen lässt, liegt im ichbezogenen Mitteilungs- und Geltungsbedürfnis des Menschen als soziales Wesen. Somit steht bei Graffiti weniger die eigentliche inhaltliche Botschaft, als vielmehr die sozio-kulturelle Identität des Akteurs im Fokus.((Der ehemalige Graffitiakteur und heutige Änderungsschneider Eric Winkler sieht in diesem Umstand Ansatzpunkte für die Beeinflussung der Graffitiszene von außen: »Graffiti ist ein artifizielles Kommunikationssystem. Kommuniziert werden weniger geschriebene eindeutige Botschaften, als die kulturellen Identitäten der jeweiligen Akteure. […] Um die Graffitibewegung zu beeinflussen ist es von großer Bedeutung sich diese kommunikative Funktion zu eigen zumachen und in Form von Schriftbildern, die der Öffentlichkeit – wo und wie auch immer – präsentiert werden, eine eigene Position einzunehmen.« – Winkler, Eric: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-23-winkler|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – MEMBRAN 176]], Abruf am 09.12.2022)) Besonderen Anklang findet die kulturell niederschwellige Kommunikationsform Graffiti((Der schwedische Graffitiakteur Tobias Barenthin Lindblad berichtet aus eigener Erfahrung: »Graffiti hat eine niedrige Einstiegsschwelle. Es ist möglich, Graffiti ohne ein kulturelles Kapital auszuüben.« – Lindblad, Tobias Barenthin: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-12-lindblad#fnref1:2|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – TOD UND LEBEN VON GRAFFITI]], Abruf am 23.11.2022)) bei Individuen, die dialogbedingte Konflikte im Rahmen der etablierten gesellschaftlich-kulturellen Ordnung scheuen und ihre Genugtuung eher indirekt aus der distanzierten Beobachtung der Reflexionen anderer auf ihre Botschaften generieren. Das Phänomen Graffiti ist somit vorrangig im sozialpsychologischen Kontext einzuordnen. | Es besteht in der Forschung weitgehend Konsens darüber, dass Graffiti im klassischen Sinne eine anarchische Kommunikationsfunktion innehaben, die sich in schriftlichen oder bildlichen Botschaften manifestiert, welche ohne Befugnis auf beliebigen Untergrund (dabei meistens auf öffentlich zugängliche Flächen im urbanen Raum) aufgetragen werden. Die Motivation für dieses uralte Phänomen, das sich bis in die Anfänge der kulturellen menschlichen Entwicklung zurückverfolgen lässt, liegt im ichbezogenen Mitteilungs- und Geltungsbedürfnis des Menschen als soziales Wesen. Somit steht bei Graffiti weniger die eigentliche inhaltliche Botschaft, als vielmehr die sozio-kulturelle Identität des Akteurs im Fokus.((Der ehemalige Graffitiakteur und heutige Änderungsschneider Eric Winkler sieht in diesem Umstand Ansatzpunkte für die Beeinflussung der Graffitiszene von außen: »Graffiti ist ein artifizielles Kommunikationssystem. Kommuniziert werden weniger geschriebene eindeutige Botschaften, als die kulturellen Identitäten der jeweiligen Akteure. […] Um die Graffitibewegung zu beeinflussen ist es von großer Bedeutung sich diese kommunikative Funktion zu eigen zumachen und in Form von Schriftbildern, die der Öffentlichkeit – wo und wie auch immer – präsentiert werden, eine eigene Position einzunehmen.« – Winkler, Eric: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-23-winkler|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – MEMBRAN 176]], Abruf am 09.12.2022)) Besonderen Anklang findet die kulturell niederschwellige Kommunikationsform Graffiti((Der schwedische Graffitiakteur Tobias Barenthin Lindblad berichtet aus eigener Erfahrung: »Graffiti hat eine niedrige Einstiegsschwelle. Es ist möglich, Graffiti ohne ein kulturelles Kapital auszuüben.« – Lindblad, Tobias Barenthin: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-12-lindblad#fnref1:2|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – TOD UND LEBEN VON GRAFFITI]], Abruf am 23.11.2022)) bei Individuen, die dialogbedingte Konflikte im Rahmen der etablierten gesellschaftlich-kulturellen Ordnung scheuen und ihre Genugtuung eher indirekt aus der distanzierten Beobachtung der Reflexionen anderer auf ihre Botschaften generieren. Das Phänomen Graffiti ist somit vorrangig im sozialpsychologischen Kontext einzuordnen. |
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Die Urform der Graffitibotschaft besteht lediglich aus dem Namen einer Person oder Personengruppe und dient vorrangig der Eigenglorifizierung oder der Erhebung von Ansprüchen gegenüber anderen. Häufig gehen Graffiti über die bloße Namensnennung hinaus und beinhaltet Aussagen, Fragestellungen, Forderungen, Aggressivitäten, Obszönitäten und Wortwitz jeglicher Art. Inhaltlich stehen dabei vorrangig staatliches Handeln und Politik, weltanschauliche Positionen und Zwischenmenschliches, aber auch Kunst, Kultur und Sport, im Fokus. Immer wieder anzutreffende Verflechtungen von Graffiti und etablierter Kunst dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Graffiti vom Eigenverständnis her originär nie oder höchstens am Rande als Kunst sahen und im direkten Vergleich zur etablierten Kunst unvereinbare Wesensmerkmale aufweisen (→ //Hauptartikel:// [[:graffiti_und_kunstfreiheit|]]). | Die Urform der Graffitibotschaft besteht lediglich aus dem Namen einer Person oder Personengruppe und dient vorrangig der Eigenglorifizierung oder der Erhebung von Ansprüchen gegenüber anderen. Häufig gehen Graffiti über die bloße Namensnennung hinaus und beinhaltet Aussagen, Fragestellungen, Forderungen, Aggressivitäten, Obszönitäten und Wortwitz jeglicher Art. Inhaltlich stehen dabei vorrangig staatliches Handeln und Politik, weltanschauliche Positionen und Zwischenmenschliches, aber auch Kunst, Kultur und Sport, im Fokus. Immer wieder anzutreffende Verflechtungen von Graffiti und etablierter Kunst dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Graffiti vom Eigenverständnis her originär nie oder höchstens am Rande als Kunst sahen und im direkten Vergleich zur etablierten Kunst unvereinbare Wesensmerkmale aufweisen (→ //Hauptartikel:// [[:graffiti_und_kunstfreiheit|]]). |
Es bleibt festzuhalten, dass der urbane Raum als großes, leicht zugängliches und öffentlich wirksames "Massenmedium" bis heute einen besonderen Anreiz für Sprüherinnen und Sprüher zum Ausbruch aus dem Normenkorsett des reglementierten sozialen Umfelds ausübt und als Medium erster Wahl für den Anspruch der Wahrnehmung der gesetzten Botschaften genutzt wird. Der Antrieb zum instinktiven oder bewussten Rückgriff auf grafische Darstellungen auf Wänden als Kommunikationsform außerhalb etablierter moralischer Normen scheint tiefer in der menschlichen Natur veranlagt zu sein, als uns bisher bewusst ist und wurde möglicherweise entwicklungsgeschichtlich geprägt. Hier ist weitere Forschung unter Einbeziehung psychologischer (i. E. sozialpsychologischer), anthropologischer und kulturhistorischer Disziplinen erforderlich. | Es bleibt festzuhalten, dass der urbane Raum als großes, leicht zugängliches und öffentlich wirksames "Massenmedium" bis heute einen besonderen Anreiz für Sprüherinnen und Sprüher zum Ausbruch aus dem Normenkorsett des reglementierten sozialen Umfelds ausübt und als Medium erster Wahl für den Anspruch der Wahrnehmung der gesetzten Botschaften genutzt wird. Der Antrieb zum instinktiven oder bewussten Rückgriff auf grafische Darstellungen auf Wänden als Kommunikationsform außerhalb etablierter moralischer Normen scheint tiefer in der menschlichen Natur veranlagt zu sein, als uns bisher bewusst ist und wurde möglicherweise entwicklungsgeschichtlich geprägt. Hier ist weitere Forschung unter Einbeziehung psychologischer (i. E. sozialpsychologischer), anthropologischer und kulturhistorischer Disziplinen erforderlich. |
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===== 2. Einordnung des Style Writing und des Szene-Graffiti ===== | ===== 2. Einordnung von Style Writing und Szene-Graffiti ===== |
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Ende der 1960er Jahre entstand in US-Großstädten mit Schwerpunkt New York eine Graffiti-Bewegung, die sich bald über den gesamten Globus ausbreitete und zur heute weltweit dominierenden Erscheinungsform von Graffiti entwickelte. Jugendliche aus prekären Verhältnissen begannen ihre Namen (meist Pseudonyme, die sich oft an die Bezeichnung von Comic-Helden anlehnten) mit Farbstiften an die Wände und Mauern ihrer Wohngegenden zu schreiben. Diese Erscheinung war anfangs weder neu noch besonders kreativ, waren doch damals in den betroffenen Gegenden Ganggraffiti zur Absteckung territorialer Bandenansprüche, aber auch politische Graffiti im Fahrwasser der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung allgegenwärtig. Neu war im gegebenen Kontext jedoch, dass diese Namenszüge keinerlei kriminelle, politische oder sonstige weltanschauliche Motivation hatten, sondern rein ichbezogen auf die Befriedigung des ausgeprägten Geltungsbedürfnisses der jugendlichen Schreiber ausgerichtet waren.((Auch der französische Philosoph Jean Baudrillard spricht dem Style Writing jegliche weltanschauliche und auch künstlerische Botschaft ab: »Denn die Graffiti [im Sinne von Style Writing] sind offensiver, radikaler – sie brechen in die weiße Stadt ein, und vor allem stehen sie jenseits von Ideologien und Kunst. […] Sie allein sind wild, denn ihre Botschaft ist gleich Null.« – Baudrillard, Jean: KOOL KILLER oder Der Aufstand der Zeichen, Merve Verlag, Berlin, 1978, S. 37)) Damit waren die neuen Zeichen anfangs eher als Namensgraffiti einzuordnen, die seit Langem als Auslebung von Egomanie an markanten Orten hinterlassen werden. | Ende der 1960er Jahre entstand in US-Großstädten mit Schwerpunkt New York eine Graffiti-Bewegung, die sich bald über den gesamten Globus ausbreitete und zur heute weltweit dominierenden Erscheinungsform von Graffiti entwickelte. Jugendliche aus prekären Verhältnissen begannen ihre Namen (meist Pseudonyme, die sich oft an die Bezeichnung von Comic-Helden anlehnten) mit Farbstiften an die Wände und Mauern ihrer Wohngegenden zu schreiben. Diese Erscheinung war anfangs weder neu noch besonders kreativ, waren doch damals in den betroffenen Gegenden Ganggraffiti zur Absteckung territorialer Bandenansprüche, aber auch politische Graffiti im Fahrwasser der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung allgegenwärtig. Neu war im gegebenen Kontext jedoch, dass diese Namenszüge keinerlei kriminelle, politische oder sonstige weltanschauliche Motivation hatten, sondern rein ichbezogen auf die Befriedigung des ausgeprägten Geltungsbedürfnisses der jugendlichen Schreiber ausgerichtet waren.((Auch der französische Philosoph Jean Baudrillard spricht dem Style Writing jegliche weltanschauliche und auch künstlerische Botschaft ab: »Denn die Graffiti [im Sinne von Style Writing] sind offensiver, radikaler – sie brechen in die weiße Stadt ein, und vor allem stehen sie jenseits von Ideologien und Kunst. […] Sie allein sind wild, denn ihre Botschaft ist gleich Null.« – Baudrillard, Jean: KOOL KILLER oder Der Aufstand der Zeichen, Merve Verlag, Berlin, 1978, S. 37)) Damit waren die neuen Zeichen anfangs eher als Namensgraffiti einzuordnen, die seit Langem als Auslebung von Egomanie an markanten Orten hinterlassen werden. |
Neu war ebenfalls, dass die Schreiber ihre Namenszüge bald auch über ihre Wohngegenden hinaus über die gesamte Stadt verbreiteten. Auch die öffentlichen Verkehrsmitteln als ideales Trägermedium wurden von ihnen nicht verschont. Dabei gerieten sie immer mehr in den Fokus der Medien und der Staatsmacht und fanden sich zunehmend in Funk, Fernsehen, Zeitungen und Politik reflektiert. Durch diese unerwartete Popularität überrascht und motiviert, erhöhten sie die Schlagzahl und es entwickelte sich bald ein Wettbewerb um die meisten und spektakulärsten Schriftzüge an den prestigeträchtigsten Orten. Die ersten //Writer// fanden immer mehr Nachahmer, die im Streben nach //Fame// innerhalb der aufstrebenden Szene mit immer aufwendigerer und kreativerer kalligrafisch-stilistischer Gestaltung ihrer Schriftzüge punkten wollten. Damit war das Style Writing geboren, das sich als subkulturelle kompetitive Erscheinung bald über das gesamte Land und später die gesamte Welt ausbreitete. | Neu war ebenfalls, dass die Schreiber ihre Namenszüge bald auch über ihre Wohngegenden hinaus über die gesamte Stadt verbreiteten. Auch die öffentlichen Verkehrsmitteln als ideales Trägermedium wurden von ihnen nicht verschont. Dabei gerieten sie immer mehr in den Fokus der Medien und der Staatsmacht und fanden sich zunehmend in Funk, Fernsehen, Zeitungen und Politik reflektiert. Durch diese unerwartete Popularität überrascht und motiviert, erhöhten sie die Schlagzahl und es entwickelte sich bald ein Wettbewerb um die meisten und spektakulärsten Schriftzüge an den prestigeträchtigsten Orten. Die ersten //Writer// fanden immer mehr Nachahmer, die im Streben nach //Fame// innerhalb der aufstrebenden Szene mit immer aufwendigerer und kreativerer kalligrafisch-stilistischer Gestaltung ihrer Schriftzüge punkten wollten. Damit war das Style Writing geboren, das sich als subkulturelle kompetitive Erscheinung bald über das gesamte Land und später die gesamte Welt ausbreitete. |
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Im Nachhinein wurden die Ursachen der Entstehung des Style Writing oft im Kontext einer vermeintlich altruistischen und gesellschaftskritischen Bewegung glorifiziert und verklärt. Zweifellos wollten die jugendlichen Writer auch auf ihre Benachteiligung innerhalb des existierenden Gesellschaftssystems hinweisen. Und zweifellos übten die politischen Graffiti der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung eine gewisse Katalysatorfunktion aus. Dennoch liegt die Hauptmotivation zur Entstehung des Style Writing nicht im Streben nach Überwindung des etablierten Gesellschaftssystems, sondern vielmehr im vorrangig egomanischen Streben nach einem angemessenen Platz innerhalb dieses Systems. Im Kontext Motivation ordnet sich somit Style Writing nahtlos in die jahrtausendalte Geschichte der unautorisierten Zeichen ein, setzt jedoch bezüglich des quantitativen und qualitativen Aufkommens, der Globalität und Vernetzung sowie der Wettbewerbsorientierung neue Maßstäbe. | Im Nachhinein wurden die Ursachen der Entstehung des Style Writing oft im Kontext einer vermeintlich altruistischen und gesellschaftskritischen Bewegung glorifiziert und verklärt. Zweifellos wollten die jugendlichen Writer auch auf ihre Benachteiligung innerhalb des existierenden Gesellschaftssystems hinweisen. Und zweifellos übten die politischen Graffiti der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung eine gewisse Katalysatorfunktion aus. Dennoch liegt die Hauptmotivation zur Entstehung des Style Writing nicht im Streben nach Überwindung des etablierten Gesellschaftssystems, sondern vielmehr im vorrangig egomanischen Streben nach einem angemessenen Platz innerhalb dieses Systems. Im Kontext Motivation ordnet sich somit Style Writing nahtlos in die jahrtausendalte Geschichte der anarchischen Zeichen ein, setzt jedoch bezüglich des quantitativen und qualitativen Aufkommens, der Globalität und Vernetzung sowie der Wettbewerbsorientierung neue Maßstäbe.((»Graffiti [im Sinne von Style Writing] mit seiner Scheiß-Drauf-Mentalität und damit auch Scheiß-auf-andere-Mentalität ist nicht Rebellion, Punk oder heilvolle Möglichkeit der Partizipation oder Meinungsäußerung im öffentlichen Raum, sondern Mainstream und ein Spiegelbild unserer heutigen westlichen Konsum- und Egogesellschaft, wie Kuhnert es richtig festgestellt hat. Vielleicht hat es keine materialistischen Interessen und Ziele, wie es die Werbung hat, aber genauso wenig hat es altruistische, utilitaristisch-gemeinnützige oder demokratische Ziele bzw. könnte es solche verwirklichen.« – Kuratorenkollektiv Hidden Indexes: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-22-hidden|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – DOPPELTE MARGINALISIERUNG – PLÄDOYER FÜR EINE KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM POLITISCHEN UND ÄSTHETISCHEN IM GRAFFITI]], Abruf am 09.12.2022)) |
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Der heute akademisch bevorzugt verwendete Begriff Szene-Graffiti lässt sich als direkte Weiterentwicklung des Style Writing der 1960/70er Jahre einordnen. Die grundlegenden Handlungs- und Anreizmechanismen sind dabei unverändert geblieben: Originär instinktiv, mit zunehmender Erfahrung aber auch bewusst, wählen die Writer Orte für ihre Botschaften, an denen möglichst viele Adressaten mit möglichst geringem Aufwand möglichst wirksam erreicht werden können. Diese Orte sind vorrangig an den Wänden im öffentlich zugänglichen Raum im Schutz der Anonymität der Großstadt zu finden. Durch allgegenwärtige Werbung und Plakatierung sonstiger Art ermutigt, beanspruchen die meist jugendlichen Akteure aus allen gesellschaftlichen Schichten auf der Basis ihres subjektiven Rechtsempfindens ihren Anteil an der Gestaltung des urbanen Raums.((Die Hamburger Sozialarbeiterin Barbara Uduwerella kam durch den Umgang mit Graffitiakteuren zu folgender Erkenntnis: »Sprayer können nicht nachvollziehen, weshalb eine Zigaretten- oder Alkoholreklame mehr Wert haben sollte als ihre Darstellungen, weil es ihnen an den wirtschaftlichen Zusammenhängen fehlt und sie Straße & Zug als Galerie für alle ansehen.« – Uduwerella, Barbara: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-24-uduwerella|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – GRAFFITI SIND CHAMÄLEONS, GENAUSO WIE IHRE ANWENDER]], Abruf am 10.12.2022)) ((Matze Jung, Referent für Graffiti und Street Art, fordert die Partizipation aller unmittelbar Betroffenen an der Gestaltung des urbanen Raumes: »Warum dürfen wir die Wände der Häuser, in denen wir wohnen, nicht gestalten? Warum hat der Hauseigentümer und nicht wir Bewohner_innen, unsere Nachbar_innen und die Passant_innen, die täglich daran vorbei gehen, das Sagen über das Erscheinungsbild unseres Hauses – obwohl er ganz woanders wohnt und das kaum kennt? Warum ist es verboten S-Bahnen zu besprühen und den rot-weißen DB-Einheitslook zu übergehen, wenn es gleichzeitig finanzstarken Unternehmen erlaubt wird, ganze Waggons mit Werbung zu versehen?« – Jung, Matze: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-20-jung|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – „EACH ONE TEACH ONE“ – ABER WAS DENN EIGENTLICH?]], Abruf am 05.12.2022)) Dass sie durch die unautorisierte Beeinträchtigung fremden Eigentums in der Regel eine Straftat begehen, ist ihnen anfangs nicht oder kaum bewusst oder wird verdrängt. Auch systemkritische Aspekte spielen anfangs kaum eine Rolle.((David Alexander erinnert sich an seine Anfänge als Sprayer: »Systemkritik, politische Aufladung und Rechtfertigung, die Graffiti oft beigemessen oder auch vorgeworfen werden, waren einem damals nicht im Sinn. Ich dachte mehr so an eine geheime Art der Kommunikation. […] Der ganze Umfang von Graffiti und die Zuordnung von Pseudonymen erschloss sich mir erst später. Dass es verboten war, musste ich auch erst durch meine Eltern erfahren. […] Es verstörte mich als Kind, das diese neuen Errungenschaften lediglich mit allen kompromisslos teilen wollte.« – Alexander, David: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-25-alexander|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – ES DARF NICHT DIR GEHÖREN]], Abruf am 10.12.2022)) Durch die heftigen Reaktionen der Geschädigten und der Staatsmacht auf ihr Handeln verblüfft, beginnen sie die enorme Wirksamkeit, aber auch das Illegale ihrer Kommunikationsform zu erahnen. Dies führt nicht selten zu einer Intensivierung der illegalen nächtlichen Tätigkeit, aus der Genugtuung durch Sensation-Seeking-Effekte((Als //Sensation Seeking// wird ein psychisch-physiologisches Verhaltensmuster von Menschen bezeichnet, das durch Streben nach neuen, intensiven, abwechslungs- und auch risikoreichen Sinneseindrücken gekennzeichnet ist. Es äußert sich in Abenteuer-, Erlebnis- und Erfahrungssucht, Enthemmung sowie Streben nach Überwindung von Langeweile und Eintönigkeit.)) generiert wird. Erst sehr viel später – meist mit zunehmender Sozialisierung durch das Aufkommen sozioökonomischer Abhängigkeiten und Zwänge mit dem Eintritt in das gesellschaftliche Erwerbsleben oder auch Familiengründung – beginnt sich ein Bewusstsein zur Verwerflichkeit der Beeinträchtigung fremden Eigentums zu entwickeln. Dies ist oft der Zeitpunkt, wenn Graffitiakteure sich vermehrt auf die Suche nach Möglichkeiten zur legalen Betätigung oder auch der Annäherung zur etablierten Kunst begeben. | |
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| Der heute akademisch bevorzugt verwendete Begriff Szene-Graffiti lässt sich als direkte Weiterentwicklung des Style Writing der 1960/70er Jahre einordnen. Die grundlegenden Handlungs- und Anreizmechanismen sind dabei unverändert geblieben: Originär instinktiv, mit zunehmender Erfahrung aber auch bewusst, wählen die Writer Orte für ihre Botschaften, an denen möglichst viele Adressaten mit möglichst geringem Aufwand möglichst wirksam erreicht werden können. Diese Orte sind vorrangig an den Wänden im öffentlich zugänglichen Raum im Schutz der Anonymität der Großstadt zu finden. Durch allgegenwärtige Werbung und Plakatierung sonstiger Art ermutigt, beanspruchen die meist jugendlichen Akteure aus allen gesellschaftlichen Schichten auf der Basis ihres subjektiven Rechtsempfindens ihren Anteil an der Gestaltung des urbanen Raums.((Die Hamburger Sozialarbeiterin Barbara Uduwerella weiß durch ihre Arbeit mit Graffitiakteuren: »Sprayer können nicht nachvollziehen, weshalb eine Zigaretten- oder Alkoholreklame mehr Wert haben sollte als ihre Darstellungen, weil es ihnen an den wirtschaftlichen Zusammenhängen fehlt und sie Straße & Zug als Galerie für alle ansehen.« – Uduwerella, Barbara: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-24-uduwerella|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – GRAFFITI SIND CHAMÄLEONS, GENAUSO WIE IHRE ANWENDER]], Abruf am 10.12.2022)) ((Matze Jung, Referent für Graffiti und Street Art, fordert die Partizipation aller unmittelbar Betroffenen an der Gestaltung des urbanen Raumes: »Warum dürfen wir die Wände der Häuser, in denen wir wohnen, nicht gestalten? Warum hat der Hauseigentümer und nicht wir Bewohner_innen, unsere Nachbar_innen und die Passant_innen, die täglich daran vorbei gehen, das Sagen über das Erscheinungsbild unseres Hauses – obwohl er ganz woanders wohnt und das kaum kennt? Warum ist es verboten S-Bahnen zu besprühen und den rot-weißen DB-Einheitslook zu übergehen, wenn es gleichzeitig finanzstarken Unternehmen erlaubt wird, ganze Waggons mit Werbung zu versehen?« – Jung, Matze: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-20-jung|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – „EACH ONE TEACH ONE“ – ABER WAS DENN EIGENTLICH?]], Abruf am 05.12.2022)) Dass sie durch die unbefugte Beeinträchtigung fremden Eigentums in der Regel eine Straftat begehen, ist ihnen anfangs nicht oder kaum bewusst oder wird verdrängt.((Barbara Uduwerella weist darauf hin, dass der Kommerz illegale Graffiti ausnutzt, um daraus Profit zu generieren, die Sprayer aber dennoch weiter kriminalisiert werden: »Die Sprayer werden kriminalisiert, aber die Werbung nutzt dies Kreativität, um Produkte für Jugendliche zu vermarkten. Scouts durchforsten die Stadtteile nach Graffiti und platzieren dort ihre Werbeflächen. Die Farbindustrie erfüllt die Wünsche derer, die die Spraydosen illegal einsetzen und sorgen auch für extrem breit sprühende Aufsätze.« – Uduwerella, Barbara: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-24-uduwerella|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – GRAFFITI SIND CHAMÄLEONS, GENAUSO WIE IHRE ANWENDER]], Abruf am 10.12.2022)) Auch systemkritische Aspekte spielen anfangs kaum eine Rolle.((David Alexander erinnert sich an seine Anfänge als Sprayer: »Systemkritik, politische Aufladung und Rechtfertigung, die Graffiti oft beigemessen oder auch vorgeworfen werden, waren einem damals nicht im Sinn. Ich dachte mehr so an eine geheime Art der Kommunikation. […] Der ganze Umfang von Graffiti und die Zuordnung von Pseudonymen erschloss sich mir erst später. Dass es verboten war, musste ich auch erst durch meine Eltern erfahren. […] Es verstörte mich als Kind, das diese neuen Errungenschaften lediglich mit allen kompromisslos teilen wollte.« – Alexander, David: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-25-alexander|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – ES DARF NICHT DIR GEHÖREN]], Abruf am 10.12.2022)) Durch die heftigen Reaktionen der Geschädigten und der Staatsmacht auf ihr Handeln verblüfft, beginnen sie die enorme Wirksamkeit, aber auch das Illegale ihrer Kommunikationsform zu erahnen. Dies führt nicht selten zu einer Intensivierung der illegalen nächtlichen Tätigkeit, aus der Genugtuung durch Sensation-Seeking-Effekte((Als //Sensation Seeking// wird ein psychisch-physiologisches Verhaltensmuster von Menschen bezeichnet, das durch Streben nach neuen, intensiven, abwechslungs- und auch risikoreichen Sinneseindrücken gekennzeichnet ist. Es äußert sich in Abenteuer-, Erlebnis- und Erfahrungssucht, Enthemmung sowie Streben nach Überwindung von Langeweile und Eintönigkeit.)) generiert wird. Erst sehr viel später – meist mit zunehmender Sozialisierung durch das Aufkommen sozioökonomischer Abhängigkeiten und Zwänge mit dem Eintritt in das gesellschaftliche Erwerbsleben oder auch Familiengründung – beginnt sich ein Bewusstsein zur Verwerflichkeit der Beeinträchtigung fremden Eigentums zu entwickeln. Dies ist oft der Zeitpunkt, wenn Graffitiakteure sich vermehrt auf die Suche nach Möglichkeiten zur legalen Betätigung oder auch der Annäherung zur etablierten Kunst begeben. |
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===== 3. Wissenschaftliche Publikationen ===== | ===== 3. Wissenschaftliche Publikationen ===== |
>»Naja früher, wenn ich dann einfach mal auch durch die Stadt gezogen bin […] ich liebe halt die Pieces und die Bilder verfolgt. Und die haben mich dann so doll in den Bann gezogen, dass ich dann auch irgendwann selber davon begeistert war und selber auch malen wollte.«(( ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011) )) | >»Naja früher, wenn ich dann einfach mal auch durch die Stadt gezogen bin […] ich liebe halt die Pieces und die Bilder verfolgt. Und die haben mich dann so doll in den Bann gezogen, dass ich dann auch irgendwann selber davon begeistert war und selber auch malen wollte.«(( ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Ich glaub', dass die Motivation damals, die bestand einfach nur darin, auszubrechen. Auszubrechen, so aus den Normen, die irgendwie da Standard waren, und in irgendeiner Form teilzuhaben, so die nicht normal war.«((WESP/GHS in: Regel/Birg (2011))) | >»Ich glaub', dass die Motivation damals, die bestand einfach nur darin, auszubrechen. Auszubrechen, so aus den Normen, die irgendwie da Standard waren, und in irgendeiner Form teilzuhaben, so die nicht normal war.«(( WESP/GHS in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Na Motivation gab's anfangs gar nicht, um Graffiti zu machen. Das war eigentlich dieser Spieltrieb, dass man einfach seine Grenzen ausloten wollte, denk' ich mal.«((HARALD P. in: Regel/Birg (2011))) | >»Na Motivation gab's anfangs gar nicht, um Graffiti zu machen. Das war eigentlich dieser Spieltrieb, dass man einfach seine Grenzen ausloten wollte, denk' ich mal.«(( HARALD P. in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Der Impuls kam durch die Möglichkeit, sich selbst nach oben zu puschen. Du kannst halt was erreichen im Graffiti. Du bist auf niemand angewiesen, so du kannst deinen Namen verbreiten und du kannst das machen wann du willst, wo du willst und wie du willst.«((GLOK/HK in: Regel/Birg (2011))) | >»Der Impuls kam durch die Möglichkeit, sich selbst nach oben zu puschen. Du kannst halt was erreichen im Graffiti. Du bist auf niemand angewiesen, so du kannst deinen Namen verbreiten und du kannst das machen wann du willst, wo du willst und wie du willst.«(( GLOK/HK in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Klar macht das Writing auch Spaß und es ist auch schön, Anerkennung zu finden von seinen Freunden und vielleicht auch von Anderen. Aber im Endeffekt geht's mir um die Mission und auch, sich die Nächte um die Ohren zu hauen.«((BURN in: Regel/Birg (2011))) | >»Klar macht das Writing auch Spaß und es ist auch schön, Anerkennung zu finden von seinen Freunden und vielleicht auch von Anderen. Aber im Endeffekt geht's mir um die Mission und auch, sich die Nächte um die Ohren zu hauen.«(( BURN in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Man kann natürlich auch immer das Risiko durch 'ne gute Planung, durch 'ne gute Durchführung auch etwas mindern. Dennoch bleibt immer ein Restrisiko; aber das ist ja auch irgendwo im Endeffekt sogar erwünscht, weil das gibt einem dann ja auch den Adrenalinschub so dabei.«((ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011))) | >»Man kann natürlich auch immer das Risiko durch 'ne gute Planung, durch 'ne gute Durchführung auch etwas mindern. Dennoch bleibt immer ein Restrisiko; aber das ist ja auch irgendwo im Endeffekt sogar erwünscht, weil das gibt einem dann ja auch den Adrenalinschub so dabei.«(( ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Durch einfach die Sucht, dass man weiß, okay, man will den Spaß haben, man will sich hinterher […] freuen; und da nimmt man so Einiges in Kauf.«((HARALD P. in: Regel/Birg (2011))) | >»Durch einfach die Sucht, dass man weiß, okay, man will den Spaß haben, man will sich hinterher […] freuen; und da nimmt man so Einiges in Kauf.«(( HARALD P. in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Was einen auch ultimativ dabei motiviert hat, war einfach das Abenteuer, das Katze-und-Maus-Spiel in den Schächten; das Illegale, etwas zu tun, was man eigentlich nicht darf. Und positiver Nebeneffekt war dabei einfach auch so, dass man währenddessen auch noch seine Kreativität so ausleben konnte.«((ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011))) | >»Was einen auch ultimativ dabei motiviert hat, war einfach das Abenteuer, das Katze-und-Maus-Spiel in den Schächten; das Illegale, etwas zu tun, was man eigentlich nicht darf. Und positiver Nebeneffekt war dabei einfach auch so, dass man währenddessen auch noch seine Kreativität so ausleben konnte.«(( ACID79/DRM in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Ja im Prinzip ist es mir schon wichtig, dass es illegal ist; weil ansonsten könnte halt irgendwie jeder 'en Zug malen; und ja man macht das irgendwie schon, auch weil es so ein Mythos ist, das was Geheimnisvolles in sich birgt. Und ich denke schon, das würde halt verloren gehen, wenn das jeder machen würde oder könnte.«((ROY/TFZ in: Regel/Birg (2011))) | >»Ja im Prinzip ist es mir schon wichtig, dass es illegal ist; weil ansonsten könnte halt irgendwie jeder 'en Zug malen; und ja man macht das irgendwie schon, auch weil es so ein Mythos ist, das was Geheimnisvolles in sich birgt. Und ich denke schon, das würde halt verloren gehen, wenn das jeder machen würde oder könnte.«(( ROY/TFZ in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Rivalität, Konkurrenzkampf – darum geht es hier.«((LYTE/RCB in: Regel/Birg (2011))) | >»Rivalität, Konkurrenzkampf – darum geht es hier.«(( LYTE/RCB in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Also im Endeffekt ist es die Leidenschaft, die einen immer wieder motiviert, rauszugehen und neue Sachen zu machen, auch wenn es irgendwann Routine wird. Es ist wie arbeiten - ich kann doch nicht drei Wochenenden oder drei Nächte lang vor'm Fernseher gammeln und irgendwelche Drogen nehmen. 'S is' irgendwie so 'en innerer Trieb, der dir sagt, du musst das machen- ich weiß nich' - weil es deine Arbeit ist oder so.«((AZUR in: Regel/Birg (2011))) | >»Also im Endeffekt ist es die Leidenschaft, die einen immer wieder motiviert, rauszugehen und neue Sachen zu machen, auch wenn es irgendwann Routine wird. Es ist wie arbeiten - ich kann doch nicht drei Wochenenden oder drei Nächte lang vor'm Fernseher gammeln und irgendwelche Drogen nehmen. 'S is' irgendwie so 'en innerer Trieb, der dir sagt, du musst das machen- ich weiß nich' - weil es deine Arbeit ist oder so.«(( AZUR in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Ich glaub', Fame […] ist so das Nonplusultra, und es geht eigentlich nur um's Fame, wenn du malst, und du willst ja, dass jemand irgendwie dich sieht und dich wahrnimmt so; und es dreht sich eigentlich im Writing oder im Bombing komplett um den Fame, um nichts anderes. Es geht darum so - hey ich bin da so und nehmt mich wahr.«((WESP/GHS in: Regel/Birg (2011))) | >»Ich glaub', Fame […] ist so das Nonplusultra, und es geht eigentlich nur um's Fame, wenn du malst, und du willst ja, dass jemand irgendwie dich sieht und dich wahrnimmt so; und es dreht sich eigentlich im Writing oder im Bombing komplett um den Fame, um nichts anderes. Es geht darum so - hey ich bin da so und nehmt mich wahr.«(( WESP/GHS in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Es ging von Anfang an nur um FAME, um mich selbst, meinen Namen und Wettbewerb (Battle). Gerade diese egomane Klarheit fand ich lange befreiend. Das sich diese Tatsache für mich irgendwann als ziemlich banal und erschöpfend herausstellte, ist eine andere Geschichte.«((Rummler, Sandra: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-19-rummler|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – IDEE UND WIRKLICHKEIT]], Abruf am 04.12.2022)) | >»Es ging von Anfang an nur um FAME, um mich selbst, meinen Namen und Wettbewerb (Battle). Gerade diese egomane Klarheit fand ich lange befreiend. Das sich diese Tatsache für mich irgendwann als ziemlich banal und erschöpfend herausstellte, ist eine andere Geschichte.«((Rummler, Sandra: [[https://menetekel.org/publications/tdog/chapter-19-rummler|The Death of Graffiti (digitale Online-Ausgabe) – IDEE UND WIRKLICHKEIT]], Abruf am 04.12.2022)) |
>»Graffiti illegal is' schlecht - legal is' gut: Das will nich' paradoxerweise bei mir funktionieren, dass das eine Basis sein kann; weil: ich mach' doch illegal manchmal bessere Bilder als legal; obwohl das auch paradox eigentlich is', [dass man] in einer angestrengten Angstsituation […] so ein wunderbares Werk hinkriegt und in einer völlig entspannten Situation [nicht].«((THE CITY FAMOUS in: Regel, Henrik und Birg, Björn: Unlike U – Trainwriting in Berlin, Deutschland, HISKICK Productions, 2011)) | >»Graffiti illegal is' schlecht - legal is' gut: Das will nich' paradoxerweise bei mir funktionieren, dass das eine Basis sein kann; weil: ich mach' doch illegal manchmal bessere Bilder als legal; obwohl das auch paradox eigentlich is', [dass man] in einer angestrengten Angstsituation […] so ein wunderbares Werk hinkriegt und in einer völlig entspannten Situation [nicht].«((THE CITY FAMOUS in: Regel, Henrik und Birg, Björn: Unlike U – Trainwriting in Berlin, Deutschland, HISKICK Productions, 2011)) |
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>»Graffiti ist für mich einfach mal Lebenslust. Dass man wirklich merkt, man lebt. Dass man sich einfach seinen Körper - man nachts mit Adrenalin unterwegs ist, im Schacht oder irgendwo draußen. Dass man merkt - nur ich und der Zug oder ich und meine Kumpels; und jetzt die Namen hier auf den Zug 'raufschreiben, ist irgendwie geil. Sodass man sagt, das ist das Leben. Also das ist ein anderes Leben, das absolute Zweitleben. […] und dass man tagsüber halt zur Arbeit geht und 'en guten Job macht und die Leute auf Arbeit niemals denken würden, dass man so irgendwie nachts mit 'ner Maske durch die Gegend rennt.«((HARALD P. in: Regel/Birg (2011))) | >»Graffiti ist für mich einfach mal Lebenslust. Dass man wirklich merkt, man lebt. Dass man sich einfach seinen Körper - man nachts mit Adrenalin unterwegs ist, im Schacht oder irgendwo draußen. Dass man merkt - nur ich und der Zug oder ich und meine Kumpels; und jetzt die Namen hier auf den Zug 'raufschreiben, ist irgendwie geil. Sodass man sagt, das ist das Leben. Also das ist ein anderes Leben, das absolute Zweitleben. […] und dass man tagsüber halt zur Arbeit geht und 'en guten Job macht und die Leute auf Arbeit niemals denken würden, dass man so irgendwie nachts mit 'ner Maske durch die Gegend rennt.«(( HARALD P. in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Du hast was geschafft, was für normale Menschen im normalen Alltag gar nicht möglich ist, gar nicht in seinen Gedanken zu verarbeiten ist. Da kommst du an irgend 'nen Yard dran, malst 40 Minuten und das Ding heizt eine Woche durch die Stadt, ohne dass du auch nur einen Pfennig Werbung bezahlt hast. Und es ist einfach herrlich.«((SKIM/TFC in: Regel/Birg (2011))) | >»Du hast was geschafft, was für normale Menschen im normalen Alltag gar nicht möglich ist, gar nicht in seinen Gedanken zu verarbeiten ist. Da kommst du an irgend 'nen Yard dran, malst 40 Minuten und das Ding heizt eine Woche durch die Stadt, ohne dass du auch nur einen Pfennig Werbung bezahlt hast. Und es ist einfach herrlich.«(( SKIM/TFC in: Regel/Birg (2011) )) |
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>»Legal malen langweilt auf Dauer. Jeder Maler, der illegal begonnen hat und davon abkommt, kehrt irgendwann wieder zum illegalen Graffiti zurück. Es ist das Einzige, was auf Dauer befriedigt und bestätigt.«((Manig (2002): S. 100)) | >»Legal malen langweilt auf Dauer. Jeder Maler, der illegal begonnen hat und davon abkommt, kehrt irgendwann wieder zum illegalen Graffiti zurück. Es ist das Einzige, was auf Dauer befriedigt und bestätigt.«((Manig (2002): S. 100)) |