Graffiti: Ursachen und Motivation
1. Graffiti als anarchische Kommunikationsform
Es besteht in der Forschung weitgehend Konsens darüber, dass Graffiti im klassischen Sinne eine anarchische Kommunikationsfunktion innehaben, die sich in grafischen Botschaften manifestiert, welche ohne Autorisierung auf fremdes Eigentum (häufig öffentlich zugängliche Wände im urbanen Raum) aufgetragen werden. Die Motivation für dieses uralte Phänomen, das sich bis in die Anfänge der kulturellen menschlichen Entwicklung zurückverfolgen lässt, liegt im ichbezogenen Mitteilungs- und Geltungsbedürfnis des Menschen als soziales Wesen. Somit steht bei Graffiti weniger die eigentliche inhaltliche Botschaft, als vielmehr die sozio-kulturelle Identität des Akteurs im Fokus.1) Besonderen Anklang findet die kulturell niederschwellige Kommunikationsform Graffiti2) bei Individuen, die dialogbedingte Konflikte im Rahmen der etablierten gesellschaftlich-kulturellen Ordnung scheuen und ihre Genugtuung eher indirekt aus der distanzierten Beobachtung der Reflexionen anderer auf ihre Botschaften generieren. Das Phänomen Graffiti ist somit vorrangig im sozialpsychologischen Kontext einzuordnen.
Die Urform der Graffitibotschaft besteht lediglich aus dem Namen einer Person oder Personengruppe und dient vorrangig der Eigenglorifizierung oder der Erhebung von Ansprüchen gegenüber anderen. Häufig gehen Graffiti über die bloße Namensnennung hinaus und beinhaltet Aussagen, Fragestellungen, Forderungen, Aggressivitäten, Obszönitäten und Wortwitz jeglicher Art. Inhaltlich stehen dabei vorrangig staatliches Handeln und Politik, weltanschauliche Positionen und Zwischenmenschliches, aber auch Kunst, Kultur und Sport, im Fokus. Immer wieder anzutreffende Verflechtungen von Graffiti und etablierter Kunst dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Graffiti vom Eigenverständnis her originär nie oder höchstens am Rande als Kunst sahen und im direkten Vergleich zur etablierten Kunst unvereinbare Wesensmerkmale aufweisen (→ Hauptartikel: Graffiti und die Freiheit der Kunst).
Insbesondere politische Graffiti, die staatliches Handeln oder generelle weltanschauliche Positionen zum Inhalt haben, spielen im gesellschaftlichen Leben eine herausgehobene Rolle. Christian Grimm3) , damals Oberverwaltungsrat bei der Stadtverwaltung München, stellte 1984 bezüglich politischer Graffiti fest:
»Das Anbringen von Wandparolen stellt in der Regel eine Meinungsäußerung und -verbreitung dar […]«4)
Grimm erkennt eine Überschneidung der Inhalte politischer Graffiti mit Thematiken, die auch weite Teile der Bevölkerung bewegen. Bezüglich der Motivation der Graffitierstellerinnen und -ersteller schließt er daraus:
»Durchaus legitime Anliegen werden somit in illegaler Weise vorgetragen. Sucht man nach Gründen für dieses Ausbrechen aus zulässigen Publikationsmethoden, so stößt man auf eine Ursache, die nicht nur die Parolenschreiber trifft, sondern einen Großteil der Bevölkerung belastet: das beträchtliche Defizit hinsichtlich der Mitwirkungsmöglichkeiten an der öffentlichen Meinungsbildung. […] Die Kommunikationsherrschaft verbleibt […] bei den Berufspolitikern und Journalisten.«5)
Grimm sieht (politische) Graffiti somit als Symptom für mangelnde Möglichkeiten demokratischer Willensbildung breiter Bevölkerungsschichten und fordert als Abhilfe neben verständlicher Sprache auch bessere Bildung und mehr Mitwirkungsmöglichkeiten für das einfache Volk. Indirekt schlussfolgert er, dass bei Erfüllung dieser Forderungen kein Anreiz mehr für politische Graffiti bestünde und diese aus dem Straßenbild verschwänden.6)
Seitdem hat sich viel getan. Die Neuen Medien sowie generelle basisdemokratische Entwicklungen eröffnen heute für breite Bevölkerungsschichten Mitwirkungsmöglichkeiten an der öffentlichen Meinungsbildung, die in den 1980er Jahren noch nicht denkbar waren. Intensiv werden Internetforen, Kommentarfunktionen auf den Webpräsenzen der Pressehäuser, Online-Petitionen, soziale Netzwerke, eigene Webseiten, Podcasts, Messengerdienste, Diskussionsrunden, Bürgerinitiativen, Bürgerbegehren u. v. a. m. genutzt, um eigene Ansichten als Text, Bild, Video und Audio zu verbreiten. Die internetbasierten Medien, allgegenwärtige Datenanbindung und leistungsfähige, handliche Endgeräte haben unsere Art zu kommunizieren grundlegend verändert. Trotzt dieser überquellenden Möglichkeiten hat sich Grimms These, Graffiti würden bei umfassender Partizipation der Bevölkerung an der öffentlichen Meinungsbildung von den Wänden verschwinden, nicht bewahrheitet.7) Ein Gang durch die Großstadt offenbart das Gegenteil: Graffiti haben den einmal eroberten urbanen Raum nicht aufgegeben und es ist auch nicht absehbar, dass sie dies je tun werden.
Es stellt sich nunmehr die Frage, warum illegitim erstellte Graffiti nicht in den virtuellen Raum der internetbasierten Medien abgewandert sind. Bei erster Annäherung erscheint das Internet als ideales Trägermedium. Es erreicht Menschen auf der ganzen Welt und nicht nur in einem begrenzten städtischen Umfeld, es ist leicht zugänglich und es erlaubt eine weitgehende anonyme Bewegungsfreiheit. Tatsächlich aber hat das Internet heute seinen – anfangs zumindest teilweise durchaus vorhandenen – anarchischen Charakter als Kommunikationsmittel längst verloren. Es wurde ins Normenkorsett der etablierten, gesetzlich regulierten Medien gedrängt und hat somit seinen Reiz für unangepasste virtuelle Sprüherinnen und Sprüher weitgehend verloren. Allenfalls ließe sich heute noch eine Analogie zu illegalen Graffiti erkennen, wenn durch Hacken Inhalte von Webseiten oder Nachrichten temporär durch eigene überschrieben werden. Dafür sind jedoch Ressourcen erforderlich, die lediglich von organisierten kriminellen Vereinigungen oder staatlichen Akteuren erbracht werden können.
Es bleibt festzuhalten, dass der urbane Raum als großes, leicht zugängliches und öffentlich wirksames „Massenmedium“ bis heute einen besonderen Anreiz für Sprüherinnen und Sprüher zum Ausbruch aus dem Normenkorsett des reglementierten sozialen Umfelds ausübt und als Medium erster Wahl für den Anspruch der Wahrnehmung der gesetzten Botschaften genutzt wird. Der Antrieb zum instinktiven oder bewussten Rückgriff auf grafische Darstellungen auf Wänden als Kommunikationsform außerhalb etablierter moralischer Normen scheint tiefer in der menschlichen Natur veranlagt zu sein, als uns bisher bewusst ist und wurde möglicherweise entwicklungsgeschichtlich geprägt. Hier ist weitere Forschung unter Einbeziehung psychologischer (i. E. sozialpsychologischer), anthropologischer und kulturhistorischer Disziplinen erforderlich.
2. Einordnung von Style Writing und Szene-Graffiti
Ende der 1960er Jahre entstand in US-Großstädten mit Schwerpunkt New York eine Graffiti-Bewegung, die sich bald über den gesamten Globus ausbreitete und zur heute weltweit dominierenden Erscheinungsform von Graffiti entwickelte. Jugendliche aus prekären Verhältnissen begannen ihre Namen (meist Pseudonyme, die sich oft an die Bezeichnung von Comic-Helden anlehnten) mit Farbstiften an die Wände und Mauern ihrer Wohngegenden zu schreiben. Diese Erscheinung war anfangs weder neu noch besonders kreativ, waren doch damals in den betroffenen Gegenden Ganggraffiti zur Absteckung territorialer Bandenansprüche, aber auch politische Graffiti im Fahrwasser der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung allgegenwärtig. Neu war im gegebenen Kontext jedoch, dass diese Namenszüge keinerlei kriminelle, politische oder sonstige weltanschauliche Motivation hatten, sondern rein ichbezogen auf die Befriedigung des ausgeprägten Geltungsbedürfnisses der jugendlichen Schreiber ausgerichtet waren.8) Damit waren die neuen Zeichen anfangs eher als Namensgraffiti einzuordnen, die seit Langem als Auslebung von Egomanie an markanten Orten hinterlassen werden.
Neu war ebenfalls, dass die Schreiber ihre Namenszüge bald auch über ihre Wohngegenden hinaus über die gesamte Stadt verbreiteten. Auch die öffentlichen Verkehrsmitteln als ideales Trägermedium wurden von ihnen nicht verschont. Dabei gerieten sie immer mehr in den Fokus der Medien und der Staatsmacht und fanden sich zunehmend in Funk, Fernsehen, Zeitungen und Politik reflektiert. Durch diese unerwartete Popularität überrascht und motiviert, erhöhten sie die Schlagzahl und es entwickelte sich bald ein Wettbewerb um die meisten und spektakulärsten Schriftzüge an den prestigeträchtigsten Orten. Die ersten Writer fanden immer mehr Nachahmer, die im Streben nach Fame innerhalb der aufstrebenden Szene mit immer aufwendigerer und kreativerer kalligrafisch-stilistischer Gestaltung ihrer Schriftzüge punkten wollten. Damit war das Style Writing geboren, das sich als subkulturelle kompetitive Erscheinung bald über das gesamte Land und später die gesamte Welt ausbreitete.
Im Nachhinein wurden die Ursachen der Entstehung des Style Writing oft im Kontext einer vermeintlich altruistischen und gesellschaftskritischen Bewegung glorifiziert und verklärt. Zweifellos wollten die jugendlichen Writer auch auf ihre Benachteiligung innerhalb des existierenden Gesellschaftssystems hinweisen. Und zweifellos übten die politischen Graffiti der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung eine gewisse Katalysatorfunktion aus. Dennoch liegt die Hauptmotivation zur Entstehung des Style Writing nicht im Streben nach Überwindung des etablierten Gesellschaftssystems, sondern vielmehr im vorrangig egomanischen Streben nach einem angemessenen Platz innerhalb dieses Systems. Im Kontext Motivation ordnet sich somit Style Writing nahtlos in die jahrtausendalte Geschichte der unautorisierten Zeichen ein, setzt jedoch bezüglich des quantitativen und qualitativen Aufkommens, der Globalität und Vernetzung sowie der Wettbewerbsorientierung neue Maßstäbe.9)
Der heute akademisch bevorzugt verwendete Begriff Szene-Graffiti lässt sich als direkte Weiterentwicklung des Style Writing der 1960/70er Jahre einordnen. Die grundlegenden Handlungs- und Anreizmechanismen sind dabei unverändert geblieben: Originär instinktiv, mit zunehmender Erfahrung aber auch bewusst, wählen die Writer Orte für ihre Botschaften, an denen möglichst viele Adressaten mit möglichst geringem Aufwand möglichst wirksam erreicht werden können. Diese Orte sind vorrangig an den Wänden im öffentlich zugänglichen Raum im Schutz der Anonymität der Großstadt zu finden. Durch allgegenwärtige Werbung und Plakatierung sonstiger Art ermutigt, beanspruchen die meist jugendlichen Akteure aus allen gesellschaftlichen Schichten auf der Basis ihres subjektiven Rechtsempfindens ihren Anteil an der Gestaltung des urbanen Raums.10) 11) Dass sie durch die unautorisierte Beeinträchtigung fremden Eigentums in der Regel eine Straftat begehen, ist ihnen anfangs nicht oder kaum bewusst oder wird verdrängt.12) Auch systemkritische Aspekte spielen anfangs kaum eine Rolle.13) Durch die heftigen Reaktionen der Geschädigten und der Staatsmacht auf ihr Handeln verblüfft, beginnen sie die enorme Wirksamkeit, aber auch das Illegale ihrer Kommunikationsform zu erahnen. Dies führt nicht selten zu einer Intensivierung der illegalen nächtlichen Tätigkeit, aus der Genugtuung durch Sensation-Seeking-Effekte14) generiert wird. Erst sehr viel später – meist mit zunehmender Sozialisierung durch das Aufkommen sozioökonomischer Abhängigkeiten und Zwänge mit dem Eintritt in das gesellschaftliche Erwerbsleben oder auch Familiengründung – beginnt sich ein Bewusstsein zur Verwerflichkeit der Beeinträchtigung fremden Eigentums zu entwickeln. Dies ist oft der Zeitpunkt, wenn Graffitiakteure sich vermehrt auf die Suche nach Möglichkeiten zur legalen Betätigung oder auch der Annäherung zur etablierten Kunst begeben.
3. Wissenschaftliche Publikationen
Der Umfang der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Anreizaspekten der Graffitierstellung ist aktuell mehr als dürftig. Die meisten Publikationen streifen die Thematik nur marginal oder übernehmen weitgehend Eigenreflexionen der Szene. Einige psychologische Abhandlungen widmen sich der Inhaltsdeutung von Graffiti.15) Im deutschsprachigen Raum sind nur zwei Untersuchungen bekannt, die das Thema tiefgründiger angehen: Eine am Institut für Psychologie der Universität Potsdam durchgeführte Anreizanalyse16) ist vollständig der Thematik gewidmet und in der Ersten mitteldeutschen Graffitistudie17) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg findet sich ein Abschnitt unter der Überschrift „Die Sprüher und ihre Motive“.
Aus dem Blickwinkel der Kulturwissenschaften ordnet Martin Papenbrock Graffiti wie folgt ein:
»Graffitis und auch die Praktiken ihrer Herstellung sind Formen der Aneignung des öffentlichen Raums und des urbanen Place-Making. Ihre Platzierung markiert die Aktionsräume der Graffiti-Szene und hat soziale Indikatorfunktion. Ihre bildliche und schriftsprachliche Gestaltung, ihre Semantik und Funktionalität geben Hinweise auf Themen, Einstellungen, Ethik und Relevanz-Setzungen der meist jugendlichen Akteure.«18)
3.1. Anreizanalyse der Universität Potsdam
Für diese Studie wurden anonyme Angaben von 294 Szenemitglieder untersucht. Diese füllten - größtenteils online - einen Fragebogen aus, der 50 potentielle Anreize vorgab und durch eigene Motive ergänzt werden konnte. Die Antworten wurden für legales und illegales Sprühen erfasst: 43 Probanden gaben an, nur legal zu sprühen, 62 nur illegal und 189 sowohl legal als auch illegal. Nach den Anreizen wurden noch Kennwerte für Flow-Erleben19) und Besorgnis ermittelt. Letztlich wurden Alter, Geschlecht, Kompetenzniveau, Sprayertyp u. a. erhoben: Über 90 % der Probanden waren männlich. Der Altersbereich reichte von 13 bis 34 Jahre, mit einem Mittel von ca. 19 Jahren und ca. 81 % jünger als 21 Jahre. Als Könner und Profi bezeichneten sich knapp 9 %.
Die 50 vorgegebenen Anreize wurden durch Auswertung von Szeneliteratur und -filmen erstellt, durch Interviews von acht Experten verifiziert und letztlich mithilfe weiterer zwei Experten komprimiert und gruppiert. Jedem Anreiz wurde ein erklärender Text beigegeben. Wichtig war dabei die Verständlichkeit und Eindeutigkeit der Begriffe innerhalb der Szene. Somit ergab sich, methodisch bedingt, ein Anreizkatalog, der vorrangig durch subjektive Wahrnehmungen und Begrifflichkeiten der Szene geprägt war. Den Studiendurchführenden war dabei durchaus erkenntlich, dass Motive, über die sich die Personen nicht bewusst waren oder die sie nicht preisgeben möchten, nicht erfasst werden konnten. Sie empfehlen dazu weitere Studien unter Anwendung von projektiven Verfahren, insbesondere Thematische Apperzeptionsteste.20)
Zur besseren Überschaubarkeit wurden nach Auswertung der Antworten aus den 50 vorgegebenen Anreizen die am stärksten gewichteten in sieben Dimensionen zusammengefasst, um damit wesentliche Anteile der Anreizvarianz zu reproduzieren. In der nebenstehenden Grafik sind diese Dimensionen nach absteigenden mittleren Anreizgewichten (von 0 - „gar nicht wichtig“ bis 4 - „sehr wichtig“) angeordnet.
Für Szenekenner nicht unerwartet, wurde festgestellt, dass der Leistungsthematik (Anreizdimensionen Expertise/Kompetenzentwicklung und Ruhm/Performanzorientierung) ein außerordentlich hoher Stellenwert unter den Sprayerinnen und Sprayern zuerkannt wurde. Ein hochwertiges Produkt abzuliefern, besser zu sein als andere und Ruhm und Anerkennung zu erlangen, werden als sehr wichtige Anreizfaktoren angesehen. Die Durchführenden überraschte dieses Ergebnis, da sie davon ausgingen, dass Konkurrenz und Prestige eher Faktoren seien, welche die Szene der etablierten Leistungsgesellschaft zum Vorwurf macht:
»Wie auch immer das in eine alternative Szene geraten ist - diese Anreizdimension zeigt uns, dass der zensierende Einfluss eigener Wertüberzeugungen bei der jetzigen Fragebogenbearbeitung wahrscheinlich nicht sonderlich stark war. Ansonsten hätte in dieser systemkritischen Szene diese Anreizdimension überhaupt nicht in Erscheinung treten dürfen.«21)
Ganz weit oben auf der Anreizskala sind auch Genugtuungs- und Abhängigkeitsfaktoren (Anreizdimensionen Positive Emotionen / Flow, Lebenssinn und Kreativität; anteilmäßig Ruhm/Performanzorientierung) zu finden. Diese manifestieren sich in angenehmen Gemütsbewegungen, die das Belohnungssystem stimulieren und in der Vorbereitung, während der Erstellung und nach Vollendung eines Graffito zum Tragen kommen. Dadurch wird ein Verlangen nach Wiederholung bis hin zur Sucht ausgelöst, wobei rationale Faktoren weitgehend ausgeblendet werden können. Andererseits findet sich hier auch eine Art Orientierung und Strukturierung an denen sich die Sprayerinnen und Sprayer auf der Suche nach ihrer Positionierung im Leben (zumindest temporär) entlanghangeln können. Auch gruppendynamische Prozesse (Anreizdimension Gruppengefühl) spielen beim Graffitierstellen eine nicht unbedeutende Rolle. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, da bei den Akteuren eher von Individualisten und Einzelgänger ausgegangen werden kann. Vielleicht führt die Illegitimität der Tätigkeit und das gegenseitige Absichern zu einer Bindung eigener Art. Alle bisher adressierten Anreizfaktoren lassen sich auch in vielen anderen sportlichen, künstlerischen und sonstigen Betätigungen finden und stellen somit keine graffitispezifische Besonderheit dar. Die letzte aufgeführte Anreizdimension, Sensation Seeking22) / Grenzerfahrung, ist im legalen Kontext sonst nur bei waghalsigen - vor allen sportlichen - Betätigungen zu finden, die überdurchschnittliche physische oder psychische Risiken mit sich bringen. Es fällt ins Auge, dass diese Anreizdimension für illegale Graffitierstellung eine sehr große Rolle spielt, während sie für legale vernachlässigbar ist. Bei allen anderen betrachteten Anreizdimensionen gibt es hingegen nur marginale Unterschiede zwischen illegaler und legaler Graffitierstellung. Dies legt den Schluss nahe, dass illegales und legales Sprühen in einem wesentlichen Aspekt unterschiedlich motiviert sind.23)
Die zusätzlich zu den Anreizfaktoren abgefragten Selbsteinschätzungen zum Flow-Erleben24) und der gefühlten Besorgnis ergaben die höchsten Werte, welche die Forschenden bisher bei irgendwelchen Studien gefunden hatten. Die hohen Flow-Werte waren unabhängig davon zu verzeichnen, ob legal oder illegal gesprüht wurde, die hohen Besorgnis-Werte jedoch nur beim illegalen Sprühen. Flow ist beim legalen Sprühen besonders stark mit der Anreizdimension Ruhm/Performanzorientierung korreliert, beim illegalen Sprühen hingegen mit Sensation Seeking25) / Grenzerfahrung und Lebenssinn.
»[Die Flow-Werte lagen] höher beispielsweise als bei Probanden, die ein Computerspiel machten […] Zugleich erreichte die jetzige Stichprobe aber auch die bislang höchsten Werte für Besorgnis […] Diese ungewöhnliche Kombination von hohem Flow und gleichzeitig hoher Besorgnis (negative Aktivierung) ist uns bislang nur von extremen Felskletterern im Vorstieg bekannt geworden […] Legale wie illegale Sprayer können gleichermaßen hohen Flow erleben - aber wahrscheinlich aus unterschiedlichen Gründen […] Trivialerweise hatten allerdings die illegalen Sprayer höhere Besorgniswerte […]«26)
Weiterhin wurde in der Studie festgestellt, dass Sprayerinnen und Sprayer generell, insbesondere aber illegal tätige, selten älter als 21 Jahre sind. Der Grund dafür konnte nicht eindeutig ermittelt werden und bedarf weiterer Forschung. Letztlich wurde noch betrachtet, inwieweit solche Anreizfaktoren wie Zerstörungswut, Aggression und Provokation eine Rolle spielen. Nur eine verschwindende Minderheit (3,4 % der Gesamtstichprobe) maß dieser Anreizdimension eine wesentliche Bedeutung bei, wenngleich sie beim illegalen Sprühen höher eingestuft wurde als beim legalen.27)
Bezüglich der Optionen, illegales Graffiti-Sprayen einzudämmen, kommen Autorin und Autor zum Schluss, dass die Schaffung legaler Spray-Möglichkeiten kein geeignetes Mittel ist. Vielmehr wird empfohlen, längsschnittliche Aussteigeranalysen durchzuführen, um die Gründe für den Anreizverlust mit steigendem Alter zu ermitteln. Dies könnte genutzt werden, um auffällig gewordene jugendliche Sprayerinnen und Sprayer auf andere Tätigkeitsfelder umzulenken und somit den Ausstieg vorzuverlegen.
»Man wird illegales Sprayen kaum dadurch verhindern, dass man Gelegenheit zum legalen Sprayen bietet. Die mit Abstand größte Gruppe war nämlich die, die beides machte: Graffiti legal und illegal zu sprayen. Würde die Möglichkeit zum legalen Graffiti illegales Sprayen sicher verhindern, dürfte es diese Gruppe gar nicht geben. Statt dessen ist diese Gruppe die mit Abstand größte von allen! […] Für Jugendliche mit hohen Sensation-Seeking-Tendenzen ist legales Sprayen anreizmäßig defizitär.«28)
3.2. Erste mitteldeutsche Graffitistudie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Oliver Schnoor stellt in seinem Beitrag zur Studie fest, dass die üblichen Einordnungsversuche von Graffiti zwischen Kunst und Vandalismus, aber auch Erklärungsversuche, die jugendliches Austoben, kriminelles Bandentum oder soziale gruppendynamische Aspekte in den Vordergrund stellen, viel zu kurz greifen. Er verweist auf den hohen Grad an Organisation und Reglementierung der Graffitiszene in einer „eigenen sozialen Welt mit eigenen Regeln, Erwartungsmustern, Legitimationsstrategien, medialen Kreisläufen, pädagogischen Mechanismen und geschichtlichem Selbstverständnis“. Er erkennt weiterhin, dass – unabhängig von temporären Modeerscheinungen – die Bezogenheit auf Wahrnehmung, Bewertung und Reaktion der Gesellschaft wesentlicher Bestandteil und Antrieb der Sprüherinnen und Sprüher sind. „Dabei kann nicht nur der Einfluss der gesellschaftlichen Fremdwahrnehmung auf das Selbstverständnis und die Praxen der Sprüher zu Tage treten, sondern umgekehrt auch, welches Potential Graffiti für eine Selbstreflexion der Gesellschaft bieten könnten.“29)
Peter Harding u. a. vergleichen Graffiti mit Werbung und sehen erstere als illegitime Form der Massenkommunikation. Es wird angenommen, dass die Sprüherinnen und Sprüher ihr Bedürfnis nach sozialer Wertschätzung mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst effizient befriedigen wollen und dabei ähnlich nutzenmaximierend vorgehen wie Werbefachleute. Als potentieller Kostenfaktor, den es möglichst zu vermeiden gilt, wird die Strafverfolgung bei Entdeckung angesehen. In einer statistischen Erhebung an einer verkehrsreichen Kreuzung in Halle (Saale) werden Öffentlichkeitswirksamkeit und Komplexität von Graffiti untersucht. Es wird nachgewiesen, dass bei höherer Öffentlichkeitswirksamkeit (d. h. Einsehbarkeit durch Passanten) auch die Anzahl der Graffiti steigt. Weiterhin wird ein Zusammenhang zwischen Komplexität der Graffiti und der Entdeckungswahrscheinlichkeit beim Erstellen nachgewiesen. An Orten mit hoher Entdeckungswahrscheinlichkeit ist der Zeitdruck beim Graffitierstellen größer. Deshalb sind dort vorwiegend einfache Formen (Tags) anzutreffen. An „sicheren“ Orten treten dagegen vermehrt komplexe Formen (Pieces) auf. Die Forschenden schließen daraus, dass eine erhöhte Beobachtung potentieller Flächen Graffiti nicht verhindert, sondern eher zu einer einfacheren Gestaltung derselben führt. Der Nutzen des Sprühens wird u. a. im Erlangen von Anerkennung in der Szene gesehen, welcher nicht nur mit der Qualität des Graffito, sondern auch mit dem Risiko bei dessen Erstellung steigt:
»Für den Graffitiakteur stellt die Illegalität seiner Handlung also einen kalkulierten Nutzen dar. Dies könnte erklären, warum ein Angebot, Wände legal zu besprühen, nicht zu einem Rückgang illegaler Graffiti führt […] Die Höhe des angedrohten Strafmaßes [spielt] für die Sprüher eine untergeordnete Rolle […] Das Risiko des „Erwischtwerdens“ gehört zu den Handlungsanreizen des Sprühens.«30)
Mathias Beck untersucht in seinem Studienbeitrag die Gründe für die größtenteils ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber Graffiti und für den Ruf nach Bestrafung der Sprayerinnen und Sprayer. Er geht dabei vorrangig auf politische Graffiti ein und sieht diese als bewusste Missachtung der etablierten Moral, als Protest und Auflehnung gegen die herrschende staatliche Ordnung. Als zentrale, zu klärende Frage sieht er, ob politische Graffiti über das Potential verfügen, als Kommunikationsmittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Werte und Normen dienlich zu sein.
»Wie sich zeigte, hat die Ablehnung von Graffiti [unter breiten Bevölkerungsschichten] wenig mit autoritären Einstellungen zu tun, die sich in einer unreflektierten Bindung an gesellschaftliche Normen und Gebote äußern. Vielmehr dominieren elaboriertes ästhetisches Empfinden, ökonomische Erwägungen, aber vor allem die Ansicht, dass Graffiti untauglich sind, einen Beitrag zum gesellschaftlich-politischen Diskurs zu leisten. […] Einen Diskurs mit Rede und Gegenrede, einen Gedankenaustausch, an dessen Ende gegenseitiges Verständnis und Problemlösungen stehen, die die Ansichten aller Beteiligten einbeziehen, stellen politische Graffiti nicht dar. Vielmehr scheinen sie Versuche zu sein, das eigene Engagement, die eigenen Ansichten in die Öffentlichkeit zu tragen, die sich mit dem „Kick“ des Verbotenen und Widerspenstigen verbinden, der im Akt des Sprühens liegt.«31)
Obwohl politische Graffiti unbestritten ein legitimes Mittel im Kampf gegen hegemonische Erscheinungen, Diktatur, Besatzung, Unterdrückung u. ä. sein können, sieht Beck auch im Hier und Heute eine echte Partizipation breiter Bevölkerungsschichten an der politischen Meinungsbildung als nicht gegeben an. Vielmehr finde mithilfe verschiedener Erfassungswerkzeuge eine Sondierung der öffentlichen Meinung statt, die weitgehend durch verschiedene Interessengruppen – unter Marginalisierung abweichender Ansichten – geprägt werde. Beck sieht damit Graffiti als (legitimes) anarchisches Korrektiv der aktuellen konstitutionellen Ordnung jenseits der etablierten politischen Opposition:
»Was aber tun, wenn Wählen, Demonstrieren, Wahlkreisbürobesuche, Eingaben und Leserbriefeschreiben nicht dazu taugen, Gehör zu finden, sich einzubringen? […] Graffiti kämen so als ein alternatives Mittel in Betracht. Sie stellen […] eine hervorragende Möglichkeit der öffentlichen Artikulation dar.«32)
Zur prägnanten Beschreibung dieses Zustands werden die Begriffe Anomie und Anomia 33) eingeführt, die den Widerspruch zwischen den etablierten Werten und Zielen einer Gesellschaft und dem begrenzten legalen Zugang zu diesen als gesellschaftliche Dimension (Anomie) sowie als individuellen Zustand einzelner Menschen (Anomia) kennzeichnen. Die statistische Auswertung einer Befragung von 234 Probanden ergab, dass mit wachsendem subjektivem Erkennen gesellschaftlicher Anomie auch die Akzeptanz von Graffiti als probates Mittel der politischen Kommunikation steigt. Ebenfalls steigt die Ansicht, Graffiti seien ein legitimes und sinnvolles Mittel politischer Kommunikation, wenn die individuelle Abkehr (Anomia) von der Partizipation an der etablierten politischen Willensbildung wächst. Der Autor verweist weiterhin auf den Einfluss wachsenden Einkommens, mit dem die Akzeptanz politischer Graffiti sinkt. Erklärt wird dies damit, dass mit steigendem Einkommen sozialpolitische Themen an Bedeutung verlieren und weniger Anlass geben, Benachteiligungsempfindungen aufkommen zu lassen.34)
4. Motivation aus Sicht der Akteure (unkommentierte Originalaussagen)
»84 und 85, glaub' ich, hab' ich die zwei Filme gesehen: Beat Street, Wild Style. Und dann habe ich gedacht, und naja wegen den Filmen auch, jetzt muss ik det auch mal machen so. Das muss einfach sein, det muss doch so ein Spaß sein.«35)
»Das erste Mal wurde ich aufmerksam auf Graffiti durch 'en Freund. Das war so die Break-Dance-Zeit, und Break Dance und die ganze Hip-Hop-Sache kam hier rüber. Ja und der meinte: Lass uns einfach mal sprühen gehen. Wir wollten Graffiti machen, aber haben nicht so 100%ig gewusst, was Graffiti ist.«36)
»Das war so ein gleitender Übergang, von so 'en bisschen auf 'em Papier, dann hiermal auf der Straßenecke oder der Schule. Und das war eher unmerklich, als es wirklich losging. Und dann hat man sich da innerhalb von wenigen Monaten durch Bekanntschaften mit anderen Leuten ziemlich schnell so in so 'ner, naja, Graffiti-, Hip-Hop-Szene befunden.«37)
»Naja früher, wenn ich dann einfach mal auch durch die Stadt gezogen bin […] ich liebe halt die Pieces und die Bilder verfolgt. Und die haben mich dann so doll in den Bann gezogen, dass ich dann auch irgendwann selber davon begeistert war und selber auch malen wollte.«38)
»Ich glaub', dass die Motivation damals, die bestand einfach nur darin, auszubrechen. Auszubrechen, so aus den Normen, die irgendwie da Standard waren, und in irgendeiner Form teilzuhaben, so die nicht normal war.«39)
»Na Motivation gab's anfangs gar nicht, um Graffiti zu machen. Das war eigentlich dieser Spieltrieb, dass man einfach seine Grenzen ausloten wollte, denk' ich mal.«40)
»Der Impuls kam durch die Möglichkeit, sich selbst nach oben zu puschen. Du kannst halt was erreichen im Graffiti. Du bist auf niemand angewiesen, so du kannst deinen Namen verbreiten und du kannst das machen wann du willst, wo du willst und wie du willst.«41)
»Klar macht das Writing auch Spaß und es ist auch schön, Anerkennung zu finden von seinen Freunden und vielleicht auch von Anderen. Aber im Endeffekt geht's mir um die Mission und auch, sich die Nächte um die Ohren zu hauen.«42)
»Man kann natürlich auch immer das Risiko durch 'ne gute Planung, durch 'ne gute Durchführung auch etwas mindern. Dennoch bleibt immer ein Restrisiko; aber das ist ja auch irgendwo im Endeffekt sogar erwünscht, weil das gibt einem dann ja auch den Adrenalinschub so dabei.«43)
»Durch einfach die Sucht, dass man weiß, okay, man will den Spaß haben, man will sich hinterher […] freuen; und da nimmt man so Einiges in Kauf.«44)
»Was einen auch ultimativ dabei motiviert hat, war einfach das Abenteuer, das Katze-und-Maus-Spiel in den Schächten; das Illegale, etwas zu tun, was man eigentlich nicht darf. Und positiver Nebeneffekt war dabei einfach auch so, dass man währenddessen auch noch seine Kreativität so ausleben konnte.«45)
»Ja im Prinzip ist es mir schon wichtig, dass es illegal ist; weil ansonsten könnte halt irgendwie jeder 'en Zug malen; und ja man macht das irgendwie schon, auch weil es so ein Mythos ist, das was Geheimnisvolles in sich birgt. Und ich denke schon, das würde halt verloren gehen, wenn das jeder machen würde oder könnte.«46)
»Rivalität, Konkurrenzkampf – darum geht es hier.«47)
»Also im Endeffekt ist es die Leidenschaft, die einen immer wieder motiviert, rauszugehen und neue Sachen zu machen, auch wenn es irgendwann Routine wird. Es ist wie arbeiten - ich kann doch nicht drei Wochenenden oder drei Nächte lang vor'm Fernseher gammeln und irgendwelche Drogen nehmen. 'S is' irgendwie so 'en innerer Trieb, der dir sagt, du musst das machen- ich weiß nich' - weil es deine Arbeit ist oder so.«48)
»Ich glaub', Fame […] ist so das Nonplusultra, und es geht eigentlich nur um's Fame, wenn du malst, und du willst ja, dass jemand irgendwie dich sieht und dich wahrnimmt so; und es dreht sich eigentlich im Writing oder im Bombing komplett um den Fame, um nichts anderes. Es geht darum so - hey ich bin da so und nehmt mich wahr.«49)
»Es ging von Anfang an nur um FAME, um mich selbst, meinen Namen und Wettbewerb (Battle). Gerade diese egomane Klarheit fand ich lange befreiend. Das sich diese Tatsache für mich irgendwann als ziemlich banal und erschöpfend herausstellte, ist eine andere Geschichte.«50)
»Graffiti illegal is' schlecht - legal is' gut: Das will nich' paradoxerweise bei mir funktionieren, dass das eine Basis sein kann; weil: ich mach' doch illegal manchmal bessere Bilder als legal; obwohl das auch paradox eigentlich is', [dass man] in einer angestrengten Angstsituation […] so ein wunderbares Werk hinkriegt und in einer völlig entspannten Situation [nicht].«51)
»Graffiti ist für mich einfach mal Lebenslust. Dass man wirklich merkt, man lebt. Dass man sich einfach seinen Körper - man nachts mit Adrenalin unterwegs ist, im Schacht oder irgendwo draußen. Dass man merkt - nur ich und der Zug oder ich und meine Kumpels; und jetzt die Namen hier auf den Zug 'raufschreiben, ist irgendwie geil. Sodass man sagt, das ist das Leben. Also das ist ein anderes Leben, das absolute Zweitleben. […] und dass man tagsüber halt zur Arbeit geht und 'en guten Job macht und die Leute auf Arbeit niemals denken würden, dass man so irgendwie nachts mit 'ner Maske durch die Gegend rennt.«52)
»Du hast was geschafft, was für normale Menschen im normalen Alltag gar nicht möglich ist, gar nicht in seinen Gedanken zu verarbeiten ist. Da kommst du an irgend 'nen Yard dran, malst 40 Minuten und das Ding heizt eine Woche durch die Stadt, ohne dass du auch nur einen Pfennig Werbung bezahlt hast. Und es ist einfach herrlich.«53)
»Legal malen langweilt auf Dauer. Jeder Maler, der illegal begonnen hat und davon abkommt, kehrt irgendwann wieder zum illegalen Graffiti zurück. Es ist das Einzige, was auf Dauer befriedigt und bestätigt.«54)
»A wall is a very big weapon. It's one of the nastiest things you can hit someone with.«55)
»You can win the rat race but you're still a rat. What we need in this race is a lot more streakers.«56)
»IF GRAFFITI CHANGED ANYTHING IT WOULD BE ILLEGAL«57)